Circular Economy – Wundertüte oder Wunderwaffe?

Armando Garcia Schmidt

Mit einer Diskussionsveranstaltung im Bielefelder Pioneers Club startete jetzt offiziell die Initiative CircularOWL. Gemeinsam mit den Menschen und Institutionen, die das Thema Zirkulärwirtschaft in OWL aufgebaut und in Bewegung gebracht haben, will CircularOWL, Austausch, Vernetzung und Wissensaufbau zu Zirkulärer Wertschöpfung in OWL intensivieren. 30 Teilnehmer:innen diskutierten nun am 14. September auf Einladung der Initiative über zirkuläre Geschäftsmodelle und Perspektiven regionaler Kooperation.

Eine neue Initiative für ganz OWL bietet erstes Gesprächsformat

Das Versprechen der Circular Economy ist groß: Wir reduzieren unseren ökologischen Fußabdruck, befreien uns aus Rohstoffabhängigkeiten und erschließen neue Wertschöpfungspotenziale. Kein Wunder, dass immer mehr Unternehmen die Potenziale zirkulärer Wertschöpfung in den Blick nehmen. Dabei ist es alles andere als trivial, Materialkreisläufe zu schließen, Produkte mit wiederverwertbaren Komponenten zu entwickeln oder Product-as-a-Service-Geschäftsmodelle am Markt zu etablieren.

Was können Unternehmen, was können auch kommunale Akteure tun, damit die Circular Economy nicht einfach nur ein Versprechen bleibt, sondern Realität wird?

Dies war die Leitfrage für die Diskussion im Pioneers Club in Bielefeld. Eröffnet wurde die Diskussion durch einen wissenschaftlichen Impuls von Paula Petersen von Circularity. Sie zeigte die grundlegenden Charakteristika bereits erprobter zirkulärer Geschäftsmodelle auf. Hier verwies sie auch auf gute Beispiele von Vorreitern in der deutschen Unternehmenslandschaft. Darüber hinaus verdeutlichte Paula Petersen die Relevanz für Kooperationen für die Circular Economy. Denn einzelne Unternehmen können die Potenziale der Circular Economy oft nicht allein heben. Nur im Verbund gelinge es oft, Barrieren wie fehlende Kompetenzen oder fehlenden Zugang zu Materialien zu überwinden, so die Expertin.

Verantwortliche aus ostwestfälischen Unternehmen diskutierten über den Entwicklungsstand zirkulärer Wertschöpfungsmodelle

…in ihren Unternehmen und der Region sowie die grundsätzlichen Aussichten für die Umsetzung der Circular Economy. Vertreten waren dabei die Perspektiven eines mittelständischen Familienunternehmens (Oskar Lehmann GmbH & Co. KG), eines großen Konzerns (Miele & Cie. KG) und eines Startups (CircoVision).

Melanie Lehmann, Geschäftsführerin der Oskar Lehmann GmbH & Co. KG, verdeutlichte, was für Herausforderungen sich für ein mittelständisches Unternehmen, das Zubehörteile wie Kappen und Abdeckungen produziert, in der Transformation hin zu einer nachhaltigeren und zirkulären Wirtschaftsform stellen. So habe sich das Unternehmen schon vor einigen Jahren bewusst dazu entschlossen, mit Rezepturen für Biokunststoffe für ihre Produkte zu experimentieren. Dies sei eine große Erfolgsgeschichte. Das Thema Zirkularität bleibe jedoch eine Herausforderung. Denn hier seien Lieferanten von Zubehör von der entsprechenden Nachfrage durch ihre Kunden abhängig.

Jonas Hüther, Circularity and Longevity Manager bei Miele & Cie. KG, berichtete davon, dass auch Miele sich intensiv mit dem Thema Circular Economy befasse. Seiner Einschätzung nach sei Circular Economy eines der entscheidenden Zukunftsthemen für die Wirtschaft. Gleichwohl sei es sehr herausfordernd, denn es bedürfe eines umfassenden Umdenkens. So sei auch die Frage, ob und wie ein Konzern wie Miele sein Geschäftsmodell verändern werde – weg vom Verkauf des Produktes „Waschmaschine“ hin zum Verkauf der Serviceleistung „saubere Wäsche“ – nicht mit einem einfachen Umsetzungsplan zu beantworten. Die Umsetzung einer so grundsätzlichen Transformation hänge von vielen Faktoren ab. So werde eine neue Art der Zusammenarbeit notwendig sein, zwischen den Unternehmen innerhalb der Wertschöpfungskette, aber auch der Austausch mit den Endkund:innen verändere sich durch ein anderes Geschäftsmodell fundamental.

Wilhelm Klat, Chief Technology Officer von CircoVision, zeigte exemplarisch auf, welche Rolle digitale Technologien wie künstliche Intelligenz für die Circular Economy spielen. Warum etwa werden beispielsweise hochwertige Fadenköpfe für die Nylonfäden von Freischneidern bislang entsorgt und nicht als Fadenköpfe wiederverwertet?  Aktuell scheitere dies an einer fehlenden Rückgabelogistik, aber auch an unzureichenden Sortier- und Qualitätsprüfungsmöglichkeiten für die einmal genutzten Produkte. Hier werden in Zukunft KI-basierte Erkennungsysteme eine immer wichtigere Rolle spielen. KI mache somit den Weg hin zur Circular Economy erst wirklich möglich, so Klat.


Die Veranstaltung war die erste Veranstaltung der Initiative CircularOWL

und gleichzeitig Teil des bundesweiten Circular Futures Festivals. Parralel zu dem Präsenzworkshop in Bielefeld stellte sich die Initiative auch auf dem europäischen Circular Hotspot in Bottrop vor. Gespräche mit Vertretern vom Runden Tisch NRW, dem Umweltminister und den internationalen Akteur:innen zeigten, dass die Region OWL schon deutlichen Schulterschluss über viele Netzwerke hinweg auf Augenhöhe lebt und vorantreibt.

Die neue Initiative CircularOWL will die Diskussion und den Austausch zu zirkulärer Wertschöpfung gemeinsam mit den Akteuren, die bereits viel in der Region aufgebaut haben, intensivieren. Getragen wird die Initiative von der Bertelsmann Stiftung in Zusammenarbeit mit owl maschinenbau e.V. und InnoZent OWL e.V. (Partner bei CirQuality OWL) sowie Lippe zirkulär.

Quelle: zukunft der nachhaltigkeit