WIE KANN DAS BISHERIGE ENDE DER KETTE ALS KREIS GESCHLOSSEN WERDEN?
Am 13.06.2024 in Espelkamp
Am Ende ihres Lebens landen Elektronikgeräte und -bauteile in einer Erstbehandlungsanlage (EBA). Dort werden die Altgeräte zur Wiederverwendung vorbereitet oder von Schadstoffen entfrachtet und Wertstoffe aus den Altgeräten separiert. Diese Prozesskette ist bislang eher linear ausgerichtet und die meisten Hersteller von Elektronikprodukten wissen nicht, was am Lebensende ihrer Produkte mit ihnen passiert. Wir möchten diese Lücke schließen und Elektronikhersteller und Verwerter stärker zusammenbringen, um vor dem Hintergrund der zukünftigen Ökodesignrichtlinie sowie des ElektroG Impulse für neue Betrachtungsweisen z.B. mit Blick auf das Produktdesign zu geben.
Dazu waren wir zu Gast bei der demotronic GmbH in Espelkamp. Das Unternehmen mit 25 Mitarbeitern wurde 1997 gegründet und bietet die Leistungsbereiche Entsorgung, Wiederverwendung und Wiederverwertung von Elektroaltgeräten sowie die Datenträgervernichtung. demotronic ist ein nach ISO 9001 und ISO 14001 zertifizierte Entsorgungsfachbetrieb und eine Erstbehandlungsanlage nach ElektroG. Kernleistung ist, anfallenden Elektronikschrott im Sinne einer Kreislaufwirtschaft erneut zu verwenden oder möglichst hochwertig zu verwerten. Bei den Elektroaltgeräten handelt es sich um IT-Systeme, Ausschussproduktion, Fehlchargen und Überproduktion aus Industrie, Verwaltung und Gewerbe.
Die Geräte werden manuell zerlegt und schadstoffentfrachtet. Dabei werden die Leiterplatten separiert, Kabel abgeschnitten und Kunststoffe getrennt. Anschließend geht das Material in die rohstoffliche Verwertung, in enger Kooperation mit Partnerunternehmen aus der Rohstoffrückgewinnung. Ziel ist hierbei die Separierung der unterschiedlichen Rohstoffe und Edelmetalle. Durch eine eigene Schredderanlage ist demotronic in der Lage, Rohstoffe wie Kupfer, Aluminium, Eisen und Zink fast sortenrein zu trennen, um diese direkt an Metallhütten weitergeben zu können, die sie dann zum Endprodukt weiterverarbeiten. Somit gelangen diese Stoffe zurück in den Wirtschaftskreislauf und stehen als Rohstoffe für neue Produkte zur Verfügung.
Im Rahmen der Wiederverwendung werden elektronische Bauteile, Platinen, Module und ganze Baugruppen als Ersatzteile gewonnen, sortiert, fachgerecht gelagert und weltweit vermarktet.
In der anschließenden Diskussion bestätigte sich, dass oftmals keine Kenntnis über das Lebensende der eigenen Produkte vorhanden ist und diese Lücke im Sinne eines zirkulären Prozesses meistens noch nicht einmal ansatzweise geschlossen ist.
Ein Problem beim Elektronikdesign sind die vielen verschiedenen Kundenwünsche für Farbvarianten der Kunststoffteile, auch an Stellen, wo diese Farben später nicht sichtbar sind. Das verkompliziert den Herstellungsprozess, ist jedoch weniger entscheidend im späteren Recyclingprozess.
Für Verwerter ist vielmehr die Erkennung von Kunststoffen ein großes Problem. Welche lassen sich problemlos recyclen und welche sind kritisch? Wie z.B. der Einsatz von Flammschutzhemmern – diese sind einerseits bei bestimmten Produkten gesetzlich vorgeschrieben. Gleichzeitig werden bestimmte Stoffe gesetzlich verboten und umweltfreundliche Alternativen sind noch nicht ausreichend neu entwickelt worden. Problematisch ist auch die zunehmende Vermischung von Materialien beim 3D-Druck.
Neu für die meisten war der Begriff der „Schredderfähigkeit“. Sobald ein Produkt aus mehr als drei Materialien besteht, nimmt diese Fähigkeit ab, da das Dichtetrennverfahren schwieriger wird.
Zwischen Herstellern und Verwertern gibt es bislang einen Zielkonflikt. Während sich Verwerter den Einsatz weniger Materialien wünschen, möchten sich Hersteller die Auswahl einer großen Bandbreite an Materialien offenhalten, um bei Material- und Produkteigenschaften sowie bei Kundenwünschen flexibel zu bleiben. Dies führt zu einer technologischen „Recyclinglücke“ zwischen Herstellung und Verwertung. Die Frage bleibt, ob diese Lücke mit Blick auf KI-Lösungen in Zukunft besser geschlossen werden kann oder ob in Richtung Suffizienz oder eine erweiterte Herstellerverantwortung (EPR – Extended Producer Responsibility) gedacht werden muss.
Dabei wird auch die Ökodesignrichtlinie eine wichtige Rolle spielen. Die Einführung der Ecodesign for Sustainable Products Regulation (ESPR) im Rahmen der Sustainable Products Initiative (SPI) der EU-Kommission markiert einen weiteren Schritt zur Förderung nachhaltiger Produktgestaltung. Die vorgelegte EU-Richtlinie fokussiert sich nicht mehr nur auf Energieeffizienz. Die ESPR definiert Mindestkriterien z. B. an Reparierbarkeit, Rezyklateinsatz und CO2-Fußabdruck. Die erweiterten Leistungs- und Informationsanforderungen der ESPR werden nahezu alle Produktkategorien am EU-Markt betreffen sowohl im B2C- als auch im B2B-Geschäft.
Eine gemeinsame Veranstaltung von InnoZent OWL e.V. (Projekt: CE:FIRE – zirkulär.frugal.regenerativ), Mittelstand-Digital Zentrum Ruhr-OWL, Kreis Minden-Lübbecke, Effizienzagentur NRW, owl maschinenbau e. V. und CircularOWL im Rahmen des ElektronikForums OWL.
Das Projekt CE:FIRE zirkulär.frugal.regenerativ wird mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union und des Landes NRW durchgeführt.